Artikel vom 05.09.2024

Zu spät zur Trauung: Regeln statt Romantik im deutschen Standesamt?



Um Himmels willen, zur spät zur Hochzeit der eigenen Tochter! Für manche Anlässe gibt es keine zweite Chance. Sogar Brautväter müssen manchmal draußen bleiben. Rechtsgültig standesamtlich heiraten ist bürokratisch in Deutschland. Welche formellen Erfordernisse sind vor dem Start ins Eheglück zu erfüllen?

Strenge Einlasskontrolle

Fünf entscheidende Minuten - und der Dortmunder verpasste die Trauung seiner Tochter. Das Standesamt Köln versagte Brautvater, Schwester und kleinem Neffen den Zutritt. Trotz eingeplantem Zeitpuffer brauchte das Trio doppelt so lange wie sonst. Ein schwerer Unfall auf der A1 bei Leverkusen sorgte für Staus und Sperrungen. Das Auto endlich in Mülheim geparkt, sprintete man, das Kleinkind auf dem Arm, zum Bus am Wiener Platz, dann im Schweinsgalopp zum historischen Kölner Rathaus. Schlag 15.50 h klopfte der Brautvater ans Tor. Doch die Security blieb hart: Kein Einlass mehr, da die Trauzeremonie schon um 15.45 h begonnen hatte. Damit nicht genug, klärte das Standesamt-Sicherheitspersonal die Verwandten über die Eheschließung als hoheitlichen Akt auf, welche der Standesbeamte jederzeit abbrechen könne.

Alles übertrieben, typisch deutsch?

Welche Arroganz!, schimpfte der Dortmunder. Hier sind wir zu weit gegangen, sah das Standesamt ein, entschuldigte sich beim Brautpaar - und will die Kommunikation zwischen Standesbeamten und Security verbessern. Zumal die Braut den Sicherheitsdienst noch informiert hatte, dass sich ihr Vater verspäten werde. Das hätte die Braut aber direkt dem Standesbeamten sagen sollen, wehrt sich die Stadt Köln. Fakt ist: Die Sicherheitsleute haben nur ihre Arbeit gemacht. Ziel: Störungen ausbremsen und einen angenehmen Empfang zu garantieren, damit jede Trauung im würdevollen Rahmen stattfindet. Nachvollziehbar bei gut 5.000 Eheschließungen in Köln pro Jahr! Trotzdem: Auch bei knappem Zeitfenster sind Standesbeamte gehalten, bei Verspätungen eine akzeptable Lösung für alle zu finden.

Sie möchten heiraten?

Vor dem rechtsgültigen Weg zu Zweit sind einige formelle Hürden zu meistern. Je nach Standesamt kann die Trauung taggenau zwölf bis frühestens sechs Monate vor der Hochzeit angemeldet - und auf dem Online-Traukalender ein Termin zur Eheschließung reserviert werden. Formell bei der Behörde am Wohnort - auch, wenn Sie für Ihre Traumtrauung einen romantischeren Ort als den schnöden 70er-Jahre-Betonklotz Ihrer Heimatstadt ausgesucht haben.

Zur Anmeldung sind diese Dokumente mitzubringen:

- Personalausweis
- beglaubigte Abschrift aus dem Geburtenregister

sowie ggf.:

- erweiterte Meldebescheinigung
- Geburtsurkunde(n) gemeinsamer Kinder
- Heiratsurkunden / Eheregister-Abschriften
- Sterbeurkunde des früheren Ehepartners
- Nachweis der Staatsangehörigkeit
- Aufenthaltsgenehmigung

Wo bleibt da die Romantik?

Wo - wie etwa beim Standesamt Bielefeld - kein Raum für Vorgespräche ist, soll es ein E-Mail-Fragebogen richten - ohne Garantie, dass die Angaben dort Teil der Traurede werden. Wieso? Oft sei erst kurz vor der Trauung klar, welcher Standesbeamte welches Paar traue. Zum Glück gibt es noch genügend Standesämter, in denen ein persönliches Vorgespräch Raum für Wünsche lässt. Wie zur Musik in den Trausaal einzuziehen, untermalt durch die mitgebrachte kleine Musikbox oder eine Live-Harfenistin. Oder individuelle Trausprüche und Ehegelübde, die zeigen, was gerade Sie als Paar verbindet.

Die süße Nichte soll Blumen streuen?

Was in Ihrem Standesamt geht, ist zuvor abzuklären. So sind Fotos nur nach Absprache erlaubt - und der Standesbeamte darf nicht mit drauf sein. Einem Sektempfang im Flur, auf Terrasse oder Rathausvorplatz steht im Anschluss selten etwas im Wege. Reis, Blüten und Konfetti dagegen lieben immer weniger Standesämter - der Reinigungsaufwand ist einfach zu hoch. Wer trotzdem streut, muss die Kosten tragen. Hochzeitstauben bleiben aus Tierschutzgründen ebenfalls im goldenen Käfig, und auch Vierbeiner sind im Standesamt meist tabu.

Jede Trauzeremonie folgt einem festen Ablauf

Nach fünfzehn bis dreißig Minuten heißt es: Die Nächsten, bitte! Sind die Personalien geklärt, folgt die Traurede. Möchten beide Anwesende einander heiraten? Wenn ja, werden jetzt die Ringe getauscht. Obwohl es keinen Ringwechsel braucht, um rechtsverbindlich zu heiraten. Aber ein Ja: Wer auf die entscheidende Frage mit Nein antwortet, ist nicht witzig, sondern zu bedauern, weil der Standesbeamte diese Trauung erstmal stoppt. Kalt dagegen lässt diesen der Einspruch von Tante Emma, die Sie noch nie leiden konnte - Einwände müssen stets rechtlicher Natur sein. Trauprotokoll verlesen, alles hat seine Richtigkeit? Dann setzen die frischgebackenen Eheleute ihre Unterschriften unter die Niederschrift zur Eheschließung. Hier wird das Standesamt plötzlich spontan: Noch an Ort und Stelle dürfen Sie sich für einen anderen als in der Anmeldung genannten Ehenamen entscheiden. Die Eheurkunde liegt meist im DINA5-Stammbuchformat vor, DIN A4 ist extra zu beantragen. Noch ein Stammbuch kaufen? Raten Sie mal ... ja, auch dazu ist ein Termin im Standesamt nötig.

Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige

Pünktlich meint: Eher kommen ist erlaubt, zu früh erscheinen nicht, denn sonst drängen sich zuviele Heiratslustige und Gäste im Warteraum. Ins Allerheiligste darf nur, wer offiziell zur Trauung eingeladen ist - Fassungsvermögen des Trauzimmers vorher online checken! Die Übrigen warten vor dem Standesamt auf den Auszug der Eheleute. Dann geht es los: Besser sortiert und feierlicher ist es, wenn das Paar erst einzieht, wenn alle sitzen. Alternativ wartet ein Partner am Trautisch, während der Brautführer Braut oder Bräutigam zum Platz geleitet. Wer sitzt wo? Traditionell nimmt die Braut rechts vom Bräutigam Platz, bei Bedarf ein Trauzeuge zu jeder Seite. Wer als Trauzeuge mitunterzeichnen will, muss sich ausweisen können sowie volljährig und der deutschen Sprache mächtig sein.

Zu spät zur Trauung - ein absolutes No-Go!

Und auch wenn Sie partout keinen Parkplatz finden, ist der Rathausvorplatz tabu. Verspätungen sprengen den eng getakteten Zeitplan. Nur, wenn alle pünktlich sind, können alle Eheschließungen wie vereinbart stattfinden. Ansonsten kann sich Ihr Standesamt vorbehalten, Sie zu einem späteren Zeitpunkt zu trauen. Oder Sie zur Kasse bitten, wie in Südfrankreich: Als ein Brautpaar zwanzig Minuten zu spät erschien, berechnete das Standesamt von Valence bei Nizza 200 Euro Strafe. Zu Recht, denn die Brautleute hatten - wie in immer mehr Orten üblich - einen Verhaltenskodex unterschrieben. Ins Leben gerufen, um gegenzusteuern, ob Verspätung, Absage oder Sachbeschädigung durch Autocorsos vor der Rathaustür. Kurz gesagt: Geht es ans Heiraten, sind Regeltreue und Frühaufsteher klar im Vorteil!

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