Artikel vom 16.08.2022

Urkunden, Location, Wunschtermin: Was kostet die Trauung im Standesamt?



Umsonst sollte die standesamtliche Hochzeit bitte nicht sein! Kostenlos ist sie nie: Sie möchten in Deutschland heiraten? Vor dem Jawort ist einiges an Bürokratie und (Kosten-)Planung zu erledigen. Und je mehr Urkunden und Beglaubigungen, desto höher der Standesamt-Preis - ab 2023 plus Mehrwertsteuer. Unter 100 Euro geht hier wenig. Wer Extras will, legt schon mal vierstellige Beträge auf den Rathaustisch.

Für welche Leistungen bittet Sie das Standesamt zur Kasse?

Einfach nur rechtskräftig verheiratet sein? Ein solches Basispaket besteht üblicherweise aus den Gebühren für die Anmeldung zur Eheschließung, Heiratsurkunde, beglaubigte Geburtsurkunden (Erstexemplare sind teurer als weitere Ausfertigungen) und Zusatzkosten für Dokumente ausländischer Partner. Nicht verpflichtend, aber gern gewählt, um alle wichtigen, späteren Eintragungen an einem Platz zu haben, ist das Stammbuch mit Eintragung der Trauung - ebenfalls gebührenpflichtig. Sie möchten sich außerhalb der regulären Öffnungszeiten trauen lassen? Für Brautpaare, die freitags heiraten möchten, beginnt dieses Außerhalb schon mittags: So sind im westfälischen Münster freitags 107 Euro, samstags sogar 137 Euro und bei einer besonderen Traulocation wie dem beliebten Mühlenhof 139 Euro zu entrichten.

Standesamt Ranking: Wo ist Heiraten günstig?

Im Jahr 2019 wollte es die Dating-App Jaumo genau wissen - und erstellte ein Standesamt-Ranking der zwanzig größten Städte. Wo sind die Gebühren besonders happig und wo angenehm günstig? Jaumo fragte dabei nach dem absoluten Mindestbetrag für eine standesamtliche Trauung, aber auch nach dem Maximalbetrag mit allen Sonderwünschen. Auf Platz zwei: Die niedersächsische Landeshauptstadt. Mit 50 Euro moderater Mindestgebühr unter dem Bundesdurchschnitt, lag Hannover gleichauf mit dem Standesamt Essen. Trotz Extras wie Heiraten im Zoo oder in der historischen Straßenbahn kamen Paare in Hannover nur auf insgesamt 255 Euro. Noch günstiger war Heiraten in Frankfurt, mit 116 Euro für Zusatzgebühren bei 169 Euro insgesamt - und im Vergleich auch am erschwinglichsten bei der Heirat eines nicht-deutschen Partners.

1. Januar 2023: Mehrwertsteuer auf standesamtliche Leistungen kommt

Ab 2023 wird ein Teil der standesamtlichen Leistungen und marktrelevanten Verwaltungsservices der Umsatzsteuerpflicht unterliegen. Dazu zählen z. B. standesamtliche Sonderleistungen wie Blumenschmuck oder Trauungen an Orten außerhalb der Verwaltungsbüros. Hintergrund ist die Änderung des Umsatzsteuergesetzes (UStG) von 2015. Die Neuregelung in § 2b UStG bedeutet für die Kommunen: So genannte juristische Personen öffentlichen Rechts (jPdöR) erbringen marktrelevante Leistungen nach den gleichen Grundsätzen wie jeder andere Dienstleister! Bis Ende 2022 gelten noch Übergangsregelungen. Mit dem 1. Januar 2023 sind standesamtliche Leistungen dann steuerbar. EDV Ermtraud, auf kommunale Kassensysteme spezialisiert, informiert die Städte zu den Einzelheiten. Wozu das Ganze? Für Transparenz und eine klare Trennung in hoheitlich erbrachte Leistungen und Zusatzleistungen, wie sie auch privatwirtschaftliche Firmen am Markt erbringen können.

Umsatzsteuer auf Stammbuch als Aufbewahrungsbehältnis & Co.

Wie gestaltet sich dies in der Praxis? Beispiel Trauurkunde: Bei einer Trauung wird keine Mehrwertsteuer fällig, denn sie ist ein amtlicher Akt. Für die Trauung im Amtszimmer fällt ebenfalls keine Steuer an, denn diese Trauung ist keine Sonderleistung. Anders, wenn der Standesbeamte Richtung Schloss, historischer Rathauskapelle oder in den Stadtpark ausrückt - allesamt Sonderleistungen außerhalb der normalen Amtshandlung, also mehrwertsteuerpflichtig. Ebenso wie Blumenschmuck im Trauzimmer - was umsatzsteuerlich für den Floristen gilt, gilt genauso, wenn die Verwaltung für die Rosen sorgt. Etwas grotesk mutet die steuerliche Ausdifferenzierung beim Stammbuch an: Die Urkunde ist amtlich, aber ihr so genanntes Aufbewahrungsbehältnis ist es nicht - und unterliegt damit der Umsatzsteuer. Schließlich lässt sich diese Mappe auch online ordern.

Bielefeld? Das gibt's doch gar nicht!

Sicher fragen Sie sich, in welcher deutschen Stadt Heiratslustige am meisten für ihre standesamtliche Trauung zahlen? Auch das möchten wir nicht verschweigen: Als Freunde Bielefelds sollten Sie schon mal zu sparen anfangen. Wer in der ostwestfälischen Metropole mit allen Extras - z. B. auf der imposanten Sparrenburg - heiratet, kratzt dafür haarscharf an der 3.000er Marke. Damit rangiert das Standesamt Bielefeld noch vor Hamburg (um 1.200 Euro) und München (um 1.400 Euro) für das Komplettpaket. Und den eingefleischten Anhängern der urigen Bielefeld-Verschwörungstheorie sei gesagt: Nein, es gibt sie leider doch - die Stadt am Teuto und ihre stolzen Standesamt-Gebühren. Aber wer will sich schon am schönsten Tag im Leben lumpen lassen? Geht doch ...

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