Artikel vom 29.01.2018

Seit 1. Oktober 2017 Ehe für alle: Wie klappt es in der Provinz?



Überraschung! Zum 16. Hochzeitstag wandte sich Monika Hoffmeister ans Standesamt, um die eingetragene Partnerschaft mit ihrer Frau Ulrike in eine Ehe umwandeln zu lassen. Doch die Gemeinde Butjadingen wies das lesbische Paar ab: Die Ehe für alle ist zwar seit 1. Oktober 2017 geltendes Recht. Aber in kleineren Standesämtern scheint die Umsetzung noch zu haken.

Schmerzlich: Abgelehnt, weil noch nicht möglich

Ursprünglich 2002 in Bielefeld eingetragen, lebt das Paar nunmehr seit vielen Jahren in der Gemeinde Butjadingen, Niedersachsen. Wie die Nordwest Zeitung jetzt berichtete, hatte Hoffmeister ihren Wohnort bislang als liebenswert und tolerant erlebt. Umso mehr schockierte die 71-jährige die ruppige Absage und als kränkend empfundene Behandlung im Standesamt. Offizielle Begründung: Die Umwandlung sei aufgrund fehlender Unterlagen und Softwareproblemen seitens der Behörde noch nicht möglich. Unverständlich, denn in den Nachbargemeinden Nordenham und Stadland wandelte man bereits 2017 mehrere Lebenspartnerschaften problemlos in Ehen um - dank guter Handreichungen des Bundesinnenministeriums, so deren Leiterinnen. Auch dann, wenn die Lebenspartnerschaft nicht am aktuellen Wohnort, sondern andernorts begründet wurde.

Bayern: Auch im Süden hakt es

Im Standesamt Coburg ist nach dem ersten Ansturm Ruhe eingekehrt. Wie die Neue Presse Coburg berichtete, sieht Amtsleiter Michael Rodenburger die Probleme weniger im Software- als im juristischen Bereich. Das neue Eherecht sei ein Schnellschuss der Politik. So brauchten ausländische Ehepartner ein Ehezeugnis ihres Herkunftslandes, um zu heiraten. Bei Staaten wie beispielsweise den USA, die keine Ehezeugnisse ausstellen, muss das Heimatrecht vor Eheschließung erst gerichtlich überprüft werden. Eine Regelung, von der gleichgeschlechtliche Ehepaare ohne weitere Begründung ausgenommen sind. Auch bleibe unklar, so Rodenburger, wie man Lebenspartnerschaften behandeln müsse, die im Ausland geschlossen wurden. Dagegen seien Systemprobleme vergleichsweise unerheblich - wie die Unmöglichkeit, das gleiche Geschlecht im digitalen Register einzutragen: Auch über drei Monate nach der Gesetzesänderung erscheinen dort "Ehemann" und "Ehefrau". Aber auch in Bayerns Metropole Nürnberg wartet man auf ein entsprechendes Software-Update. Nun, zumindest in der Urkunde heißt es schon "Ehegatte eins" und "Ehegatte zwei".

Katholische Kirche: Ehe für alle segnen?

Digitale Stolpersteine, die für die katholische Kirche dagegen nicht existieren. Denn dort diskutiert man aktuell die Segnung homosexueller Paare. Der Gedanke der Befürwroter: Homosexuelle Beziehungen nicht mehr mit Sünde gleichzusetzen und auch diesen Gläubigen gerecht zu werden - schließlich habe Gott sie so geschaffen. Während Gegner wie der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx eine Verfassungsklage zur Sache unterstützt - für die Ehe als ausschließliche Verbindung von Mann und Frau.

Weltoffenheit: Bei sensiblem Thema schnell nachbessern

Aber ließ das zuständige Standesamt im Fall von Monika und Ulrike Hoffmeister wirklich Bürgerinnennähe vermissen? Oder reagierte Monika Hoffmeister nur überempfindlich? Wohl weniger, sondern in Anbetracht des sensiblen, emotional aufgeladenen Themas durchaus angemessen. Inzwischen hat man in Butjadingen nachgebessert - und dies auch dem Paar mitgeteilt. Aber das lehnte ab - und möchte sich jetzt auf einem anderen Standesamt trauen lassen. Fazit: Gemeinden, die sich gern als weltoffen präsentieren, sollten beim Thema Ehe für alle so schnell wie möglich aufholen.

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