Artikel vom 26.04.2019

Riskante Automanöver - ein neuer Hochzeitstrend?



Autokorsos, Hupkonzerte, Böller und Schüsse - all dies scheint inzwischen zu einer Hochzeit zu gehören wie Ring und Schleier. Immer mehr Hochzeiten ufern aus. Doch wo andere gefährdet oder Autobahnen blockiert werden, hört für die Polizei der Spaß auf. Politiker fordern jetzt härtere Strafen. Ein gefährlicher Trend?

Brandgefährlich: Bengalos und Waffen

Immer öfter sorgen feiernde Hochzeitskolonnen für Ärger: Am vergangenen Osterwochenende passierte gleich eine Reihe solcher Vorfälle. Und das nicht nur in NRW, wo 80 Hochzeitsautos eine Innenstadtkreuzung in Wuppertal-Elberfeld lahmlegten: Feuerwerkskörper flogen in die nahen Grünanlagen - Brände, die die Polizei löschen musste. Bei ihrem Eintreffen erlebten die Beamten eine türkische Hochzeitsgesellschaft, die auf der Straße zu Musik aus den Autolautsprechern tanzte. Zeit für eine Anzeige wegen Brandstiftung sowie Knöllchen wegen der Verkehrsblockade. In Duisburg dagegen feierten am Ostersamstag gleich sechs Hochzeitsgesellschaften, deren Gäste bengalisches Feuer zündeten und Schreckschusswaffen in die Luft abfeuerten. Die Polizei erteilte Platzverweise, plus Anzeigen wegen waffenrechtlicher Verstöße.

Hochzeitsrennen mit Fahrerflucht

In Herten, Kreis Recklinghausen, zog Ostersamstag ein Autokorso aus ca. 15 Fahrzeugen hupend durch die Stadt. Per se kaum Aufregung wert - hätten die Hochzeitsgäste sich dabei nicht immer wieder gegenseitig überholt. Pech für einen 18-jährigen Bochumer, der mit seinem Fahrrad zwischen die Fronten des Hochzeitsrennens geriet. Zur Vollbremsung gezwungen, stürzte er und wurde verletzt. Der Verursacher des Unfalls fuhr einfach weiter, der Rest des Korsos setzte seine Fahrt unbeirrt fort. Auf dem Glückauf-Ring in Langenbochum gelang es der Polizei, die Hochzeitskolonne zu stellen - und Anzeigen wegen Unfallflucht zu schreiben.

Ausnahmezustand Hochzeit: Parken in 2. Reihe, Fotos auf der Autobahn

Auf der A 52 nahe Gladbeck hatten sich sogar gut 50 Autos versammelt - und fackelten Pyrotechnik ab. An normale Weiterfahrt war nicht zu denken. Bis die Polizei eintraf, war der Spuk allerdings vorbei: Die Hochzeitsgesellschaft war von der Autobahn auf die B 224 abgefahren - und der Stau löste sich auf. Eine Liste, die sich, nicht nur für das vergangene Osterwochenende, fast beliebig fortsetzen lässt. Denn bereits eine Woche zuvor zählten die NRW-Beamten 32 "Hochzeitseinsätze". Und der Fall von Brautleuten, die mitten auf der A3, Höhe Ratingen, für Fotos posierten, war sogar Thema im Innenausschuss des Landtags. Inzwischen häufen sich die Vorfälle derart, dass sich das Innenministerium sämtliche Zwischenfälle melden lässt: Allein von Ostersamstag bis Ostermontag rückte die Polizei 38 mal zu entsprechenden Einsätzen aus. Das eine Mal sind es Gruppen, die mit Konfettiböllern zufuß durch die Straßen ziehen oder vor dem Haus von Braut oder Bräutigam Raketen zünden. Dann wieder macht man seine eigenen Parkregeln. Wie in Köln-Mühlheim, wo die Beamten 50 Parker in zweiter Reihe zählten, die den fließenden Verkehr behinderten. Von der Polizei mündlich verwarnt, hätten die Hochzeitsgäste ihre Autos direkt umgeparkt - um danach auf dem Bürgersteig weiterzufeiern.

Politik reagiert: Fahrverbote und Pkw-Beschlagnahmung

Jetzt soll mit dem Korsochaos Schluss sein: Politiker fordern deutlichere Regeln und mehrjährige Fahrverbote. Gregor Golland, Vize der CDU-Landtagsfraktion NRW, plädiert für Gesetzesänderungen auf Bundesebene. Auch unter den angedachten Maßnahmen: Die Beschlagnahmung und Versteigerung von Autos. Auch SPD-Fraktionsvize Sven Wolf fordert eine Politik, die verdeutliche, dass es "klar Regeln" gäbe - die Freude müsse "im Rahmen bleiben". Also schickt sich das Innenministerium nun an, zu ermitteln: Ist das Phänomen Hochzeitskorso wirklich neu? Dabei wird Innenminister Herbert Reul (CDU) sehr deutlich: Autobahn und Innenstadt seien kein privater Festsaal "für Feiernde mit Migrationshintergrund". Ansonsten würde die Polizei der Feier "schnell ein ernüchterndes Ende" setzen, so Reul. Peter Biesenbach, seines Zeichens NRW Justizminister, springt ihm bei: Bengalos und Schusswaffen hätten in der Öffentlichkeit nichts verloren.

Fazit: Geltende Gesetze beherzt anwenden

Ja - natürlich gefährden und stören solche Hochzeitsaktionen andere! Allerdings: Klare Regeln und Strafmaße gibt es längst und die Vergehen sind offensichtlich. Weshalb Gesetze nur beherzt umgesetzt werden müssten - für den Fall, dass eines schönen Hochzeitstages mehr als "nur" ein Radfahrer zu Schaden kommt. Auch fragt es sich, ob ein bestimmter Kreis an Fahrern über die charakterliche Eignung verfügt, ein Kraftfahrzeug zu führen. Marc Lürbke (FDP) findet hier klare Worte. Er rät Frischvermählten und Hochzeitsgesellschaften, sich statt auf Flitterwochen besser auf Strafverfahren einzustellen - und den Weg in die gemeinsame Zukunft "besser mit dem Rad" zu planen.

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