Artikel vom 09.02.2016

Indien: Massenhochzeiten weiter im Trend



138 Paare formen die festliche Prozession, begleitet durch Musikanten und traditionelle Melodien, die dem Anlass einen würdigen Rahmen geben. Gerade wieder und zum 17. Mal wurden zahlreiche indische Paare in einer Massenzeremonie im Rahmen des Suttur Jathra Mahotsava, eines traditionellen indischen Feiertags, getraut. Was bewegt junge Inder zu diesem ungewöhnlichen Schritt?

Hochzeit feiern - auch ohne Geld

Die Heiratswilligen stammen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, quer durch alle ethnischen und religiösen Gruppen. Darunter sind sowohl Menschen mit Handicap als auch Paare, die sich über Kastengrenzen hinweg verbinden. Hauptanliegen der für jeden offenen Massenhochzeit ist es jedoch, die immensen Ausgaben, die mit einer Eheschließung in Indien verbunden sind, zu minimieren. Sozialer Status und ärmliche Lebenssituation verhindern für nicht wenige das Ausrichten einer traditionellen indischen Hochzeit - Kostenpunkt mindestens 10.000 Euro. Ein Betrag, den manche Inder ihr ganzes Leben nicht sehen - bei einem Verdienst von nicht mehr als zwei Euro pro Tag. Für Kinder hochverschuldeter Bauern der extrem armen Vidarbha-Region bietet die Heirat im Rahmen der Massenzeremonie oft die einzige Chance auf Neuanfang.

Bunt & bescheiden statt Bollywood

Hier tragen Staat, Stiftungen und Nicht-Regierungsorganisationen die Kosten der Vermählung - und spendieren außerdem Aussteuer von Kochtopf bis Bettbezug. Überladene Opulenz à la Bollywood sucht man hier allerdings vergebens, ebenso wie ein bombastisches Feuerwerk. Geladen ist eine handverlesene Zahl an Gästen - zu einem bescheidenen Hochzeitsessen. Die Zeremonie selbst ist rituell auf das Wesentliche beschränkt - und dauert insgesamt 90 Minuten. Trotzdem ein farbenprächtiges Schauspiel, mit Bräuten in einer gestifteten Ausstattung aus Sari, Bluse und Zehenring, der Bräutigam in Dhoti, Hemd und Schal. Und das ist noch nicht alles: Mit der Heiratsurkunde erhalten die frischgebackenen Eheleute noch eine wirksame Finanzspritze.

Staatliche Kontrolle verhindert Kinderhochzeiten

Massenhochzeiten - auch organisatorisch ein beträchtlicher Aufwand: Zwischen 50 und 500 Paaren geben sich jedes Mal das Ja-Wort, von offizieller Stelle koordiniert und überwacht. Ein Teil der Heiratswilligen wird jedoch immer abgelehnt - aufgrund von Fehlern in den Geburtsurkunden. Oder um Kinderhochzeiten zu verhindern: Nicht selten treffen sich Braut und Bräutigam an Altar bzw. Heiligem Feuer das erste Mal überhaupt.

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